Leseprojekt sensibilisiert in Zusammenarbeit mit dem Talhof das Thema Obdachlosigkeit
Im Rahmen eines Literaturprojekts beschäftigten sich einige Kinder der Klasse 6a der Werkrealschule Unterer Neckar Ladenburg mit dem Kinderbuch „Ein mittelschönes Leben“ von Kirsten Boie. In diesem wird von der tragischen Lebensgeschichte eines Mannes erzählt, der durch widrige Umstände in die Obdachlosigkeit abrutscht.
Die Schüler/-innen waren von dem Schicksal des Mannes sehr bewegt und so wurde intensiv überlegt, ob und wie man Betroffenen helfen kann. Schnell stieß die Lesegruppe bei der Recherche auf die nahegelegene Einrichtung Talhof in Schriesheim, welche wohnungssuchende Menschen unterstützt und bei der Wiedereingliederung hilft. Kurzerhand wurden selbstgebackene Kekse verkauft, um mit einer Spendenaktion den Talhof zu unterstützen. Hierbei kamen stolze 100,– Euro zusammen.
Der Leiter der Einrichtung, Günther Förster, lud daraufhin die Kinder ein, den Hof und sein Konzept kennenzulernen. Am Mittwochvormittag, den 14. Mai 2025 machten sich die Schüler/-innen mit ihren Lehrkräften auf den Weg. Als Erstes schauten sie sich die Gärtnerei an. Hier wird Biogemüse produziert und im Hofladen verkauft. Saisonal gibt es auch einen Verkaufsstand in Schriesheim und Altenbach. In der Schreinerei können sich die Bewohner/-innen in Holzarbeiten versuchen. Dort werden auch Aufträge von privat angenommen, z.B. wenn das Korbgeflecht von alten Stühlen erneuert werden soll. Daneben gibt es eine Wäscherei sowie die Haustechnik, bei der die Bewohner/-innen kleinere und größere Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten, die in der Einrichtung anfallen, übernehmen.
Besonders fasziniert waren die Schüler/-innen von den auf dem Talhof lebenden Tieren, wie den Hühnern, Eseln und Ziegen, deren Pflege und Versorgung von den Bewohner/-innen selbst übernommen wird.
Alle arbeits- und freizeitpädagogischen Maßnahmen dienen dazu, den Menschen, die in der Einrichtung leben, durch einen strukturierten Tagesablauf eine berufliche Perspektive zu geben, damit sie wieder ein selbständiges Leben führen können. Natürlich gelingt das nicht immer, aber im Talhof sind die Bewohner/-innen in einer sicheren Umgebung zu Hause und entkommen so einem Leben auf der Straße. Als Dank für die Spende wurden die Kinder und ihre Lehrkräfte zum Schluss noch zum Burger Essen eingeladen – für alle ein absolutes Highlight!
Herr Förster nahm sich während der Führung und des gemeinsamen Mittagessens viel Zeit, die Fragen der Schüler/-innen zu beantworten. So erfuhren sie unter anderem, dass auf dem Talhof Platz für insgesamt 70 wohnungslose Menschen ist, die über 18 Jahre alt sein müssen. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen sich auch an Regeln halten, zum Beispiel sind Alkohol, Drogen und eigene Haustiere nicht gestattet. Für Frauen gibt es eine eigene Frauen-WG, in der sie geschützt wohnen können.
Am Ende des Besuchs durften die Ladenburger Gäste auch ein Bewohnerzimmer anschauen, was den Kindern besonders gut gefiel. „Mich hat es erstaunt, dass die Zimmer so schön aussehen.“, sagte Johanna im Nachhinein.
Auf der Heimreise mit dem öffentlichen Bus trafen die Schüler/-innen auf einige Bewohner/-innen des Talhofs. Gofran erstaunte dies: „Ich wusste nicht, dass die Menschen dort den Talhof auch verlassen dürfen.“ Ein Bewohner berichtete freudig: „Hier gibt es immer was zu tun. Langweilig wird es auf dem Talhof nie.“ (Quelle Text und Bild: WRS Unterer Neckar, Online-Redaktion)