08. November 2018 · Kommentare deaktiviert für „Gewalt ist nur was für Feiglinge“ · Kategorien: Online-News

Mannheimer Boxlegende Charly Graf zu Gast an der WRS Unterer Neckar

„Ich wäre der gleiche Prolet wie vor 25 Jahren, wenn Boock nicht gewesen wäre“, so steigt Charles „Charly“ Graf in die Diskussionsrunde mit den Zehntklässlern der Werkrealschule Unterer Neckar ein. Zuvor sahen sie gemeinsam die preisgekrönte Doku „Charly Graf – Ein deutscher Boxer“. Die Mannheimer Boxlegende war zwei Tage zu Gast an der Schule, um mit den Schüler/-innen der Abschlussklasse über Lebensentwürfe und auch Lebensbrüche zu sprechen und mit allen Schülerinnen und Schülern zu trainieren.

Charly Graf blickt auf seine Kindheit in den Mannheimer Benzbaracken zurück. Als farbiges Besatzungskind geboren, kam er in seiner Jugend zum Boxen und wurde schnell zum „Ali vom Waldhof“ hochstilisiert. Nach einem verlorenen Kampf folgte der tiefe Absturz ins Rotlichtmilieu. Insgesamt 10 Jahre seines Lebens verbrachte Graf im Gefängnis. Hier lernte er auch den Ex-RAF-Terroristen Peter-Jürgen Boock kennen, der ihm die Literatur nahebrachte und ihn motivierte wieder ernsthaft zu Trainieren. Beides trug Früchte. Aus dem Gefängnis heraus wurde Charly Graf deutscher Meister und erkannte durch das Lesen sich selbst und sein unsoziales gewalttätiges Verhalten gegenüber anderen. Nach dem Gefängnis setzte er sich daher für Kinder und Jugendliche in Schulen und Jugendeinrichtungen ein. Den Schüler/-innen gab er auf den Weg: „Ehrlich zu anderen zu sein ist schwer, aber noch schwerer ist es, ehrlich zu sich selbst zu sein. Wenn mich jemand provoziert und ich gehe darauf ein, bin ich nicht frei, sondern mache, was er will. Wenn ich nicht darauf eingehe, bin ich frei. Auch Bildung macht frei. Hört auch mal auf Ältere und macht nicht jeden Scheiß mit.“

„Die Förderung sozialer und personaler Kompetenzen hat im Schulalltag der Werkrealschule Unterer Neckar eine besondere Bedeutung. In der Auseinandersetzung mit sich selbst und vor allem mit anderen sollen die Schüler überfachliche Kernfähigkeiten wie Konfliktfähigkeit, Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögen und Fairness lernen. In diesem Zusammenhang sahen wir Charly Graf. Durch seine persönliche Biografie, sein Scheitern in der Gesellschaft, vor allem aber sein Wille, seinem Leben eine positive Wendung zu geben, ist er ein Paradebeispiel für die Kinder und Jugendlichen bei Schwierigkeiten nicht aufzugeben. Hier hat er seinen Platz in unserer Schulkultur“, so Rektor Thomas Schneider.

Robin (10b) fand es cool, mit jemanden zu sprechen, der von ganz unten kam und die Motivation hatte, sich bis zum deutschen Meister hochzukämpfen. Felix (10b) war der Ansicht, dass er eine Hilfestellung für Leute ist, die aus ähnlichen Verhältnissen kommen. Beide fanden es gut, dass Charly Graf sich besonders für Jugendliche einsetzt, die auf die schiefe Bahn geraten sind. Auch Hawin (5a) fand es toll, weil das Training cool und auch lustig war. (Quelle: WRS Unterer Neckar, Online-Redaktion)

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