Ihr Schulabschluss wurde für 38 Schülerinnen und Schüler der Werkrealschule Unterer Neckcar zur Sisyphos-Arbeit
38 Schüler der Werkrealschule Unterer Neckar haben ihren mittleren Bildungsabschluss unter schwierigen Bedingungen geschafft. Diese Leistung würdigte bei seiner letzten Verabschiedung eines Schuljahrgangs auch der Rektor der Schule, Thomas Schneider. Er wird, wie die Absolventinnen und Absolventen, die Schule nun verlassen, da er in den Ruhestand geht (die RNZ berichtete).
„Ihr wart eine pädagogische Herausforderung für uns“, sagte Schneider augenzwinkernd in Richtung der beiden Abschlussklassen, die er als „ein wenig chaotisch und verpeilt“ beschrieb. Aber wenn es darauf ankam, hatten sie Ehrgeiz und Flei? Und vor allem soziale Kompetenzen gezeigt. „Daher werde ich euch als sympathischen Jahrgang in Erinnerung behalten“, so Schneider. „Das ganzheitliche Bildungssystem der Werkrealschule hat bei Euch funktioniert“, sagte Schneider. Die Schülerinnen und Schüler hätten sich gut entwickelt und seinen auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet worden.
Auch Bürgermeister Stefan Schmutzgratulierte dem Jahrgang mit besonderer Freude, denn den Klassen der Werkrealschule wurde in den letzten Jahren einiges zugemutet. Aus eine kleineren angedachten Toiletten-Sanierung wurde wegen Asbestfunden eine komplette Schulsanierung. Der Unterricht fand in Containern statt, was für die ganze Schulgemeinschaft eine Herausforderung war.
Sie hätten sich wohl ähnlich wie Sisyphos, der König von Korinth, der von den Göttern bestraft wurde und einen Felsbrocken den Berg hochrollen musste, gefühlt, so Schmutz. “Der Stein wollte in Eurem Schulalltag ähnlich wie bei Sisyphos immer wieder zurück“, so der Vergleich des Bürgermeisters. Was dem König von Korinth nicht gelang, nämlich den Felsen über den Berg zu rollen, haben die beiden Abschluss-Klassen hingegen geschafft. „Eure Schulzeit war keine vergebliche Anstrengung, Ihr habt den Stein nach oben gerollt. Herzlichen Glückwunsch dafür“, so der Bürgermeister.
Auch die beiden Klassenlehrer der Abschlussklassen sprachen in ihren herzlichen, humorvollen Reden die Besonderheiten der Klassen an. „Ihr habt unfassbar viiel Nerven gekostet, und ich fühlte mich als Klassen-Mutti nicht selten überfordert“, erinnert sich Nina Salinger besonders an die Anfangsjahre mit Schweißperlen auf der Stirn zurück. Sie verglich die sechs Jahre mit ihrer Klasse mit einer mehrteiligen Fernsehepisode. Es gab lustige, aber auch traurige Passagen. „Am Anfang wusste keiner, wie seine Rolle ist. Am Ende der hatte jeder seine Aufgabe perfekt gespielt“, so Salinger. Sie werde „diese liebenswerten Chaoten“ vermissen, sagte sie.
Bevor Klassenlehrer Jochen Hirneth seine Rede begann, zog er das Überraschungsgeschenk seiner Klasse über. Es war das aktuelle Trikot der TSG Hoffenheim, wo Hirneth einige Jahre als Jugendtrainer tätig war. Der Kehrer war ebenfalls verwundert, wie kreativ seine Schützlinge an der WRS die Regeln auslegten. Er musste aber keine Rote Karte ziehen, denn letztendlich haben sich alle Mannschaftsspieler fair und respektvoll verhalten. Die letzte Saison sein dabei besonders gut gelaufen, denn alle haben ihren Abschluss gepackt.
Auch Elternvertreter Thomas Orth lobte die Klassen und warb dafür, eine Ausbildung zum Handwerker zu machen. Handwerker seien die Stars der Zukunft, sagte Orth, der selbst einen Handwerksbetrieb führt. Welch selbstbewusste und kreative junge Menschen die Schule verlassen haben, zeigten die Moderatoren Hugo Krajcovic und Jonas Uhlig, die nach der Begrüßung durch Konrektor Johannes Pöckler gekonnt durch das Programm führten. Stehenden Applaus erhielt der begnadete Pianist Ak Gökhan, ebenso wie die Jahrgangsbesten: Melis Cavbin (1,3), Hugo Krajcovic und Aylin Donat (beide 1,4). (Quelle Text: Axel Strum, RNZ, Quelle Bild: WRS)