Thomas Schneider wurde mit viel Herz aus dem Schuldienst verabschiedet / Er prägte die Ära der Werkrealschule Unterer Neckar wie kein Zweiter
„Es gibt Reden, die hält man, weil es sich eben gehört – aber es gibt auch Reden, die werden gehalten, weil es eine Herzenssache ist“, erklärte die Schulamtsdirektorin Florence Brokowski-Shekete warum sie nach Ladenburg an die Werkrealschule Unterer Neckar mit einer Herzensrede gekommen ist, um Schulleiter Thomas Schneider aus dem Schuldienst zu verabschieden.
Welch eine anerkannte Persönlichkeit der Pädagoge ist, der die Werkrealschule 14 Jahre leitete, zeigten auch die Beurteilungen, die in Form von kleinen Plakaten an die Wände der städtischen Turnhalle angebracht wurden. „Zuverlässig, präsent, vertrauenswürdig, sympathisch, kompetent, verständnisvoll, aufgeschlossen, respektvoll und zugewandt“, schrieben die 32 Lehrkräfte dem scheidenden Rektor „ins Zeugnis“.
Der bodenständige Pädagoge hatte zwar darum gebeten, keinen Abschied auf großer Bühne erleben zu wollen – doch diesbezüglich hatte Schneider die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Konrektor Johannes Pöckler verdeutlichte, dass ein Mann wie Schneider, der die Ära Werkrealschule wie kein anderer prägte, sich eine große Bühne verdient hat. Er habe schließlich den Lebensraum Schule immer ganzheitlich gesehen und er habe dafür gekämpft, dass die Werkrealschule Unterer Neckar nie infrage gestellt wurde.
Die anschließende Lichtbilder-Präsentation durch die Moderatorin Aysun Senel fasste dann die Höhepunkte der Ära Schneider zusammen. Erinnert wurden an die Besuche des Mannheimer Boxers Charlie Graf, der heute als Sozialarbeiter tätig ist. Auch der Star-Comedian Bülent Ceylan besuchte die Werkrealschule. Ergreifend für alle war die Organisation der Ausstellung „Gegen das Vergessen“ in der 40 Holocaust- Überlende porträtiert wurden.
Dass Schule keine „Spaßveranstaltung“ ist, erlebte der Rektor in der Coronazeit, aber auch die Nachricht, dass die Schule wegen Asbest-Verunreinigungen renoviert werden musste, störte den Schulalltag merklich. Doch Schneider blieb immer gelassen und arbeitete lösungs- orientiert an der Problembewältigung mit.
Eigentlich wollte der Mannheimer, der ein Freund der Kultur und Künste ist, nach seinem Geschichts- und Politikstudium Museumspädagoge werden. Seine pädagogischen Fähigkeiten blieben aber auch der Schulbehörde nicht verborgen, ließ Schulamtsleiterin Brokowski-Shekete in ihrer brillanten Rede wissen. Der innere Kompass zeigte dem Akademiker auf, dass der Beruf des Hauptschullehrers sein Zuhause sein soll. Er wurde immer an Schulen eingesetzt mit hohen pädagogischen Herausforderungen. Der Begriff „Brennpunktschule“ kam Schneider nie über die Lippen. Werkrealschulen waren für Schneider immer Schulen mit einem besonderen Bildungsraum. Und Schneider war für die Leitung solcher Schulen geradezu prädestiniert, denn er verstand es, mit Geist, Haltung, Herzblut und Humor die Führungsaufgabe zu meistern.
Die zweite Begegnung stand unter neuen Vorzeichen
Bürgermeister Stefan Schmutz erzählte eine Anekdote, die ihn mit dem Schulleiter verbindet. „Man trifft sich immer zweimal im Leben“, bemühte Schmutz eine Weisheit.
Das erste Treffen war für Schneider und seine Schule schmerzlich, denn als zuständiger Amtsleiter in Mannheim musste Schmutz die Sickingen-Hauptschule Mannheim aus Kostengrün- den schließen. „Eine Schule ist keine Tankstelle, die man einfach schließt“, sagte Schneider damals, der danach in Ladenburg nach vorne blickend eine neue Aufgabe als Schulleiter übernahm. Und hier traf Schneider den Bildungswissenschaftler Schmutz wieder, als er vor zehn Jahren zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde.
„Das Wiedersehen unter anderen Vorzeichen war ein Erfreuliches“, sagte Schmutz, denn man war sich einig, die Geschichte darf sich nicht wiederholen. „Wir blickten beide zukunftsorientiert nach vorne“, sagte Schmutz, dass er mit Schneider hervorragend zusammenarbeiten konnte. „Er war ein herausragender Rektor“, sagte der Bürgermeister. Für Schneider war es nie wichtig, ein repräsentatives Schulgebäude zu haben. „Was bei ihm zählte, waren die Lernenden, die im Mittelpunkt des Handelns standen“, drückte der Bürgermeister seinen Respekt aus.
Mit der Übergabe des neu renovierten Schulgebäudes habe es leider nicht mehr geklappt. Schmutz versprach dem scheidenden Rektor aber, dass er der erste Besucher sein wird, für den er die Pforte nach der Renovierung aufschließen wird.
Die geschäftsführende Schulleiterin Kirsten Lather sagte nicht nur dem Kollegen Schneider danke, sondern auch einem Freund, der immer da war, wenn seine Hilfe gebraucht wurde.
„Du bist ein Fan der Werkrealschule, weil du erkannt hast, wie wichtig diese Schulart ist“, dankte Lather ihrem Kol- legen, der immer wieder Perspektiven aufzeigte, damit die Werkrealschule in Ladenburg zum zentralen Standort werden konnte.
Der Elternbeiratsvorsitzende Thomas Orth dankte Schneider, weil er für jedes Problem eine Lösung gefunden hat.
Dankesworte hörte Schneider auch aus den Reihen der Schülerschaft, die mit einem Gedicht, einer Tanzeinlage und einem Klassenbuch, das alle Schüler unterzeichneten, Goodbye Herr Schneider sagten.
Das Dankeslied „Born to be wild“, das der Lehrerchor präsentierte, war auch mit der Überreichung eines Geschenks verbunden. Der wilde Motorrad-Freak erhielt nämlich ein neues Navi für seinen Feuerstuhl, mit dem er in Kürze nach Griechenland fahren wird.
„Jetzt ist es geschafft“, wirkte Rektor Schneider nach der großen, herzerfrischenden Bühnenshow erleichtert. „Jetzt ist auch mir klar, mit Schule ist jetzt Schluss“, sagte Schneider, der für seine Berufs- und Lebensleistung mit stehendem Applaus von den Gästen gefeiert wurde. (Quelle Text: Axel Sturm, Ladenburger Zeitung, Quelle Bild: WRS)